Am 22. Februar 2011 wurde Professor Gerhard Goos mit einem Festakt als Direktor des FZI verabschiedet. Goos ist einer der Gründerväter der deutschen Informatik. Somit markiert sein Abschied auch das Ende der Gründungsepoche der noch jungen Wissenschaft Software Engineering.
Der 1937 in Nürnberg geborene Goos promovierte 1965 in Mathematik an der Universität Erlangen wurde danach Assistent und Oberassistent beim 13 Jahre älteren Friedrich L. Bauer. Die beiden, Bauer und Goos, prägten als »Bauer/Goos« (das Standardlehrbuch) für mehr als eine Generation deutscher Informatikstudenten.
1970 wurde Goos auf ein Ordinariat, zunächst noch in der Fakultät für Mathematik, in Karlsruhe berufen. Seine Aufgabe: Strukturierung und Fortentwicklung der Informatik aus den in Karlsruhe bestehenden zahlreichen Anfängen. 1972 konnte dann die Fakultät für Informatik in Karlsruhe, als die erste Deutschlands, gegründet werden.
Als Gerhard Goos im November 2006 an der Universität verabschiedet wurde, erinnerte sich sein Kollege Peter Lockemann an eine turbulente Zeit: »… den einst äußerst unkonventionellen Weg des BMBF, das bei der Karlsruher Fakultät für Mathematik anrief und fragte, ob sie zur Gründung der Informatik sechs Lehrstühle haben möchte. Bereits 14 Tage vor seinem Stellenantritt in Karlsruhe wurde Professor Goos zum Vorsitzenden der Berufungskommission ernannt, die innerhalb von drei Jahren sechs Lehrstühle besetzen sollte.«¹ Als erster Institutsleiter der Karlsruher Informatik war Goos, wie er im Laufe der Festveranstaltung selbst einräumte, »heilfroh, als die Fakultät dann schließ- lich gegründet war« und er sich wieder seinem wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkt, dem Übersetzerbau, zuwenden konnte.
1983 übernahm Goos ein Institut an der damaligen Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, von 1986-1991 war er Mitglied im Vorstand der Gesellschaft. 1984 gehörte er zu den Gründervätern des FZI.
Hinter den dürren Zahlen, die seine Vita markieren, verbirgt sich ein gewaltiges Lebenswerk. Goos war nicht nur ein wichtiger Impulsgeber und Motor für zahlreiche Forschungseinrichtungen und wissenschaftliche Institutionen, er war vielgelesener Autor und Koautor zahlreicher Publikationen, er hat sich um die Ausbildung mehrerer Generationen von Informatik-Absolventen verdient gemacht. Aus seinen Instituten sind zahlreiche hervorragende SoftwareIngenieure, Professoren und IT-Manager hervorgegangen.
Dass die Karlsruhe nicht nur wissenschaftlich, sondern auch industriell zu den weltweit wichtigsten Informatikregionen gehört, haben wir auch Gerhard Goos zu verdanken. Goos wurde nun zwar als Direktor des FZI verabschiedet. Karlsruhe muss aber künftig nicht auf seinen Rat verzichten: Für ihn wurde am FZI der Titel eines »Direktor emeritus« geschaffen.
Zum guten Schluss erlaube ich mir noch einige persönliche Sätze: In den frühen 80er Jahren hörte ich, als Student der Physik, eine Vorlesung von Professor Goos zur Programmiersprache Prolog. Ich brauchte keine Bescheinigung, ich wollte keine Prüfung machen, ich hatte kein Gebrauchs-Interesse an dem Vorlesungsinhalt, es hat mich einfach interessiert. Es war eine der anregendsten Vorlesungen, die ich in meiner Studienzeit gehört habe. Und ich habe kurz danach dann mein Berufsleben nicht als Physiker begonnen, sondern mit der Programmierung von Prolog- und Lisp-Anwendungen. Über zwanzig Jahre später, schon Vorstand der andrena objects, traf ich Goos wieder, bei einer Jahresfeier der Fakultät. Wir standen beide vor der Türe, im Freien. Goos rauchte eine Zigarette, ich rauchte eine Zigarette. Ich eröffnete Goos, dass er verantwortlich dafür ist, dass es die andrena gibt, weil ich vor vielen Jahren seine Vorlesung gehört habe und er mich, als Physiker, für die Informatik begeistert hat. Goos knurrte nur auf fränkisch: »Und, haben Sie das bereut?« Nein, lieber Herr Professor Goos, Danke für Alles!